Texte · 22. August 2020
Im Deutschlandfunk Kultur erschien am 18.08. 2020 unter der Rubrik "Politisches Feuilleton" ein Kommentar von Christian Schüle, den ich hier meinerseits kommentieren will. Anhand des Textes lässt sich meines Erachtens exemplarisch zeigen, wie Meinungsartikel arbeiten, wenn sie nicht auf Erkenntnisgewinn sondern Stimmungsmache abzielen. In den eckigen Klammern finden sich meine Kommentare zu den Textpassagen von Christian Schüles Kommentar, den ich hier komplett wiedergebe. ICH BIN WEISS UND...
Rezensionen · 07. Januar 2020
Dieses Buch ist interessant. Es liest sich, als hätte es ein ziemlich intelligenter 30jähriger Incel auf Stereoiden geschrieben, kurz vor seiner Selbsttötung. Die Verfasserin ist allerdings eine erfolgreiche (Theater-) Autorin und SPON-Kolumnistin Anfang 50 und hat mit „GRM“ gerade den Schweizer Buchpreis gewonnen. Und das, ohne dass sich jemand bemüßigt gefühlt hat – wie bei Karen Köhlers Miroloi“ – eine Debatte darüber anzuregen, ob sich die Maßstäbe für Literatur...
22. August 2017
Ein fiktives Gespräch zwischen der Autorin Hanya Yanagihara und ihrem Verleger vor der Veröffentlichung ihres Romans „Ein wenig Leben“. Verleger: Gut, Sie zu sehen, Frau Yanagihara. Ihr letztes Buch lief ja durchaus passabel. Haben Sie denn schon was Neues für uns? Yanagihara: In der Tat. Ich bin da an etwas sehr Spannendem dran. Die Hauptfigur ist ein schwer traumatisierter Mann, der als Junge brutalen sexuellen… V.: Entschuldigung, wenn ich unterbreche. Aber Missbrauchsopfer sind ein...
22. Juli 2017
An einem düsteren, trüben und stillen Herbsttag, an dem die Wolken tief und schwer am Himmel hingen, war ich viele Stunden ganz allein durch eine seltsam trostlose Gegend gefahren und sah plötzlich, als die Abendschatten sich schon niedersenkten, das melancholisch umdunkelte Anwesen der Therapeuten Roderick Werther und Franz Ascher. Ich parkte, stieg aus und hielt inne. Mir war, als umgebe den alten Herrensitz ein widernatürlicher Dunst, ein kaum sichtbares Miasma, gleich der feurig...
19. Juni 2017
"Schwimmerbecken" von Ulrike Claudia Bleier „Schon lange bevor ich zurückgekehrt bin an die Kollbach, wo alles angefangen hat mit dem Warten, schon lange davor hat Bruderherz kein Indonesisch mehr gesprochen, kein Malaiisch, er hat gar nicht mehr gesprochen, es habe sich seit einiger Zeit angedeutet, hat der Arzt gesagt, der Manfred heißt und mit dem ich manchmal essen gehe und danach zu den Häuslers, es hat sich schon angedeutet, habe ich gesagt, als er damals zurückgekehrt ist nach...
05. Juni 2017
"Abschlussball" von Jess Jochimsen „Am meisten mag ich die Schüler, die gar nicht Trompete lernen wollen. Jene, die ihr Köfferchen lieber zulassen würden, die mich in Gespräche verwickeln und sich die unglaublichsten Ausreden einfallen lassen, warum sie in der letzten Woche wieder nicht zum Spielen gekommen sind.“ Marten ist Mitte dreißig und Beerdigungstrompeter. Auf dem Münchner Nordfriedhof fühlt er sich wohl, denn dieser Ort ist ruhig, klar strukturiert, gut ausgeschildert und...
05. Juni 2017
(erschienen in Christ & Welt 30.12.2014) Was die Islamisierung des Abendlandes, die jüdische Weltverschwörung und die Unterwanderung durch außerirdische Echsenmenschen gemeinsam haben Viele der 19 Pegida-Forderungen sind Common Sense. Wer ist schon für Sharia-Gerichte in Deutschland? Dass sie verboten sind, dürften die meisten – auch muslimischen – Deutschen begrüßen. Gesetzliche Realität ist das ohnehin. Wenn ein paar Islam-Hipster in von Mutti mit „Scharia-Police“...
05. Juni 2017
Da ich im Blog "Unheilige Macht - der Jesuitenorden und die Missbrauchskrise" von einem Pater gefragt wurde, warum Betroffene, die sich im Eckigen Tisch Aloisiuskolleg organisiert haben, kein Verständnis dafür haben, dass Pater Schneider als Seelsorger in Göttingen eingesetzt wird und vom Jesuitenprovinzial Stefan Kiechle dessen volles Vertrauen ausgeprochen bekommt, habe ich hier für alle Interessierten ein kleines Dossier eingestellt, dass Heiko S. und ich zusammen erstellt haben. Für...
05. Juni 2017
(erschienen in Christ & Welt am 30.10.2014) Veganer nerven. Gerade hat man sich mit der Familie zu Tisch gesetzt und atmet den Duft eines Lammbratens ein, da sagt der neue Freund der jüngeren Schwester: "Ich esse kein Fleisch." Und weil er Dreadlocks und so einen selbstgerechten Zug um den Mund trägt, ist mir gleich klar: Der hat keine Allergie – nein, das ist ein von der eigenen Ethik berauschter Spießer, der uns das Abendessen verleiden will. Denkt dieser Tierschützer auch mal an...
18. April 2017
„Alles umgibt dich, immer, nur auf einer anderen Ebene. Sieh es dir an, ich schreib alles in dieses Heft. Alles, was du wissen musst. Aber sei vorsichtig. Vertrau keinem außer dir selbst, und achte auf das, was dir begegnet. Wünsch mir Glück. Ich küsse und umarme dich hundertmal. Gezeichnet: Penny, Königin des Dschungels, nach Diktat verreist, lalala.“ Ist ein Leben ohne Wunder ein lebenswertes Leben? Wenn die Welt und die Lebewesen darin nichts als Uhrwerke sind, deren Ticken...

Mehr anzeigen