Schock der Woche: Henryk M. Broder konvertiert zum Islam

(erschienen auf welt-online am 28.2.2008)

 

Für viele völlig unvermittelt trat gestern einer der beliebtesten Autoren Deutschlands offiziell zum Islam über. Dabei hatte der Kulturjournalist des Jahres 2007 bislang gerade diese Religion immer besonders kritisch ins Visier genommen. GLASAUGE fragte nach den Gründen für den überraschenden Übertritt.

„Hurra, ich konvertiere!“ Mit diesen Worten verkündet der Publizist Henryk M. Broder (61) seinen Übertritt zum Islam. In einem Exklusiv-Interview vor der Neuköllner Imam-Reeza-Moschee zeigt sich Broder gelöst und heiter. Jahrzehntelang habe er mit sich gerungen, jetzt fühle er sich unglaublich erleichtert und freue sich auf ein Leben als ergebener Muslim.

                                                                          

Dass es Broder ernst ist, wird kurz darauf deutlich, als er darlegt, man könne eigentlich nicht von Konversion sprechen. Es handle sich vielmehr um eine Rückkehr. „Ich bin, wie jeder Mensch, bereits als Muslim geboren. Ich habe es nur leider 61 Jahre nicht wahrhaben wollen.“

                                                                       

Nicht ohne stolz berichtet Broder, wie er in Anwesenheit zweier Muslime die Schahada gesprochen und kurz darauf einen arabischen Vornamen angenommen habe. Sein vollständiger Name laute nun Henryk Mohammed Broder. „Auf das alberne Modeste wollte ich schon lange verzichten“, gibt der streitbare Journalist zu Protokoll und ergänzt mit leuchtenden Augen: „Ich gehöre nun zu 1,3 Milliarden Muslimen in aller Welt, die chronisch zum Beleidigtsein und unvorhersehbaren Reaktionen neigen. Ich habe das Gefühl, ich bin endlich zu Hause angekommen.“                                                                                                    

 

„Ich hatte die anämischen Blog-Muttersöhne satt"

                                                                                                     

Nach den Gründen für seinen unverhofften Übertritt befragt, ist Broder um Antworten nicht verlegen: „Ich hatte es satt, von anämischen Muttersöhnen in Blogs wie „Politically Incorrect“, „Freedom Watch“ oder „Fact-Fiction.net“ verehrt zu werden. Mich widern diese Wichtigtuer an, die sich auf jede meiner Pointen einen runterholen, wenn sie nicht gerade korrekte deutsche Rechtschreibung diskutieren. Unerträglich wurde es, als mir Grenzdebile wie Heinz-Rudolf Kunze zu meinem letzten Buch gratulierten. Ich will nicht von komplexbeladenen Onanisten, sondern von glutäugigen Araberbengeln bewundert werden.“

                                                                           

Gerade das Verhältnis vieler Muslime zur Sexualität habe ihm die Konversion besonders schmackhaft gemacht: „Diese Muselmanen sind spitz wie Nachbars Lumpi. Da wird öffentlich gegen Pornographie gewettert, aber unter der Ladentheke gehen selbst meine ältesten Ausgaben der St. Pauli Nachrichten wie geschnitten Brot. Die Doppelmoral der säkularen Deutschen ist mir nicht vital genug. Mir geht hier langsam die Inspiration aus. Seit 15 Jahren entstehen meine Texte fast nur durch copy und paste.“

                                                                                             

Hass-Prediger haben im Islam einfach ein besseres Standing

                                                                                         

Zudem fasziniert Broder die Profession des Hass-Predigers, die in der islamischen Welt eine ungleich höhere Verehrung genieße als „im durch die Aufklärung weichgespülten Deutschland mit seiner Differenzierungskacke“. Zudem sei ein dicker, bärtiger Mann in arabischen Ländern grundsätzlich positiv besetzt, während er sich in Deutschland ständig den „Hetzkampagnen einer wellness-verblödeten Gutmenschen-Guerilla" ausgesetzt sähe.

                                                                               

Einmal in Rage, lässt Mohammed Broder keinen Zweifel daran, dass er die westliche Presse für gleichgeschaltet und verjudet hält. „Ich scheiße auf den Börne-Preis und diesen ganzen Pro-Israel-Wahn. Was anderes darf man ja hierzulande nicht mal denken. Ich bin nicht paranoid – ich weiß, dass mir das alle unterstellen. In Israel selbst habe ich es übrigens kein Jahr ausgehalten. Ich wurde da einfach ignoriert. Das vergesse ich den Matzeköppen nicht.“

                                                                           

Auf die Frage, ob er im Zuge seiner Konversion auch Antisemit geworden sei, antwortet Broder rätselhaft: „Ich habe doch bereits 1986 schriftlich bewiesen, dass die Mehrheit der Juden Antisemiten sind. Aber ich bin ja jetzt kein Jude mehr. Haha, was sagen sie nun?“

                                                                              

„Ungläubige der Woche“ – die neue Knaller-Rubrik

                                                                             

Nachteile kann Broder in seiner Konversion bisher nicht erkennen. Zwar zeige sich sein „Busenfreund“ George W. Bush öffentlich verstimmt und sogar drohend („Big Broder, we are watching you“), habe ihm aber privat per SMS freundschaftlich die Daumen gedrückt („Keep the faith, you crazy broderliner“). Überhaupt erfahre er dieser Tage viel Aufmerksamkeit. Positive wie negative. Darum sei es ihm zwar nie gegangen, aber er nehme es gelassen in Kauf und stelle die privaten Briefe einfach online. Dafür habe er extra eine Rubrik "Ungläubige der Woche" auf seiner neuen Homepage "Mein_Djihad" eingerichtet.

                                                                        

Broder, der sich schon seit Jahrzehnten mit der Religion der Muslime mindestens so gut auskennt wie Peter Scholl-Latour, weiß, dass nun einiges auf ihn zukommt: „Fünfmal täglich Salat. Hoffentlich werd’ ich nicht zur Schnecke“, lacht der barocke Gemütsmensch und nestelt an seinem Kopftuch.